Kritik zum Buch "Pädagogik der Navigation" von Franz Josef Röll

Einleitend ist zu bemerken, dass ich schon lange genau auf so ein Buch gewartet habe und es viele Themen des Kurses DigitaleDidaktik abdeckt und zusammenfasst. Wichtig finde ich auch, dass das Buch erste Ansätze zu einer "rechtshemisphäreischen" Medienpädagogik aufnimmt (S. 49, 50).

Im Kapitel 10 (diese Kapitel kann ich als Dipl. Informatik Ing ETH beurteilen) ist das Buch voller Fehler und Unstimmigkeiten, dass ich mich Frage, wie es mit den Kapiteln steht, die nicht mein Fachgebiet sind. Schade um den vielversprechenden Ansatz des Buches.

Zudem bleibt Röll in seinem Buch im relativistischen Pluralismus dem "Grünen Mem" (siehe SpiralDynamics) gefangen. Zu oft ist das Buch gespickt mit Pre/Post-Verwechslungen.

Siehe auch: Nun möchte ich einige dieser Kritikpunkte aufzählen:

Einleitung
  • S. 19: Röll verwendet als Equivalent für E-Learning im ganzen Buch die Wörter "elektronisches Lernen", und mit elektronischem Lernen (was das auch immer ist) hat E-Learning nichts zu tun ... eine gemässe Ausformulierung von E-Learning wäre z.B. Lernen mit Hilfe von elektronischen Medien ... obwohl das auch nicht wirklich korrekt ist, da eine CD-ROM z.B. nichts mit Elektronik zu tun hat ... eigentlich müsste man vom "Lernen mit digitalen Medien" sprechen.

  • S. 19: "... wie Content Managment Systeme, die in der Regel die Hardware-Basis bilden für elektronisches Lernen im Internet" ... Content Managment Systeme ist Software! Sie können somit nicht die Hardware Basis bilden. Zudem ist diese Aussage aus Sicht eines Informatiker schlicht weg falsch. Ein Content Managment System ist nur eine Komponente einer E-Learning-Umgebung um den Lerninhalt zu verwalten.

Kapitel 2
  • S. 51: "URL - Universal Ressource Locater" ... ist eine falsche Auflösung der Abkürzung, richtig wäre "URL = Uniform Ressource Locater"

  • S. 53: "Von Anfang an existieren Denken, Handeln, Fühlen und Wahrnehmen als nicht unterscheidbare Aktivitäten" ... wer Damasio gelesen hat kann diesen schlicht weg nur als Falsch bezeichnen.

  • S. 53: "Die kreuzmodale Wahrnehmung oder, wie Stern (1992 S. 74) es formuliert, die amodale Wahrnehmung ..." Dies ist ein Beispiel einer PRE/POST Verwechslung ... das Kind ist amodal (PRE), dann lernt es die Sinnesmodalitäten zu differenzieren ... und als Erwachsene lernen wir die unterschiedenen Sinnesmodalitäten wieder zu integrieren, dann ist es eine kreuzmodale Wahrnehmung (POST).

  • S. 54: "Piaget... formales Denken ... . ... und wird als höchste Form des logischen Denkens angesehen." Diese Aussage stelle ich in Frage.

Kapitel 10
  • S. 304: "Da Computer Managment Systeme (CMS) immer mehr an Funktionalität abdecken und das technische Herzstück von E-Learning bilden,..." ... meint Röll hier nicht Content Managment Systeme? Und technisch gesehen, sind weder Content Managment Systeme noch Computer Managment Systeme das herzstück von E-Learning sondern nur eine Komponente.
  • S. 304: "Ein computerunterstütztes CBT-Programm" ... CBT heisst Computer Based Training ... damit würde dieser Ausdruck ausgelesen und übersetzt heissen ... ein computerunterstütztes computer basiertes Lernprogramm ... tönt irgendwie nach einem Pleonasmus.

-- MarcPilloud - 22 Mar 2004


Wow! Erschreckend, wie einfach man die Basis eines Projektes zum schwanken bringen kann. Und meine Behauptung ist: Marc Pilloud kritisiert nicht die Dinge, die er in Zukunft noch an diesem Werk ("Pädagogik der Navigation" von Franz Josef Röll) kritisieren wird und die eigentlich das Herzstück an seiner Kritik sein werden.

Man merke sich:
  • was einmal schwankt, in das hat man kein Vertrauen mehr!
  • Krtitik ist nicht nur, aber vor allem dann glaubwürdig, wenn jemand auf dem Gebiet, welches er kritisiert kompetent ist

Beide Punkte überhaupt nix neues aber wieso doch immer und immer wieder missachtet?

Ich bin gespannt auf die weitere Diskussion zu diesem Buch!

-- RogerLeMarie - 30 Mar 2004


Da hast Du recht ... doch würde ich die wahre Kritik an Röll nicht an öffentlicher Stelle publizieren ... doch der Subtext seiner Werke ist eindeutig. Da bleibt die Frage, ob man ein Werk, das neue gute Inputs in die Pädagogik bringt, trotz der Verschiebungen des Autors weiterempfehlen kann?

-- MarcPilloud - 31 Mar 2004
Topic revision: r4 - 14 Jan 2005, UnknownUser
 
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