Ich glaube eher, Piu, dass Du da einer Verwechslung aufsitzt. Digitale Werkzeuge werden eine Erweiterung der Werkzeuge darstellen. Es wird also keine Verschiebung stattfinden, sondern eine Erweiterung. Der Buchdruck hat auch geglaubt, dass mit Erfindung der Zeitung der Buchdruck selber ausstirbt... oder die Eisenbahn, dass mit der Erfindung des Autos die Eisenbahn ausstirbt. Beides hat sich als eine falsche Angst erwiesen.
Ich glaube ausserdem nicht an eine Ablehnung des analogen Denkens durch die Bejahung von digitalen Werkzeugen, sondern an den einen grossen Schwachpunkt des Digitalen: es vermag zwar digitale Denkprzesse zu vereinfachen und zu übernehmen (wenn ich zum Beispiel mal wieder meinen Taschenrechner brauche statt meinen Kopf) aber (noch!) nicht, analoge Erfahrungen glaubwürdig zu ersetzen (zum Beispiel die haptische). Zum Beispiel eine Blindprägung auf einem warmen, leicht texturierten, exklusiven Naturpapier. Ein weiterer Punkt ist eine Frage der Balance: das Werkzeug beeinflusst auch immer den Gestaltenden, das war schon immer so. Aber wo findet ein wirklicher Mehrwert statt und bin ich zum Beispiel gewillt, mich für diesen Mehrwert in eine wirtschaftliche Abhängigkeit zu begeben, die mich im schlimmsten Fall in der Zukunft extrem marginalisieren könnte (Beispiel: Macromedia Flash MX). Das bedeutet selbstverständlich nicht, die Augen vor neuen Entwicklungen, Werkzeugen oder deren Gebrauch zu verschliessen, überhaupt nicht.
Gruss, RogerLeMarie - 28 Mar 2004Gruss, Roger
-- MarcPilloud - 29 Mar 2004