Beispiele von dLernen mit didaktischem Mehrwert
Vorbemerkung 1: Was ist dLernen?
Ich spreche im folgenden von
Digitalen Medien und vom
Lernen mit Digitalen Medien, dem
dLernen.
Begründung: Der wesentliche Aspekt der neuen Medien ist nicht, dass sie neu sind
oder das es elektronischen Geräte sind (elektronische Medien) sondern,
dass sie mit einer digitalen Repräsentation arbeiten. Digitale Daten behalten ihre Eigenschaften
unabhängig von der Art des physischen Speichermediums (seien es Löcher in einer
Lochkarte, Magnetisierungen auf einer Harddisk etc.) und des physischen Transportmediums
(seien es verdrillte Kupferkabel, Lichtleiter, Radiowellen etc.) und des physichen Rechners
(sei es ein mechanischer Rechner, ein microelektronischer Rechner etc.)
Vorbemerkung 2: Was verstehe ich unter Mehrwert?
Wenn ich von dLernen mit didaktischen
Mehrwert spreche,
dann vergleiche ich
Lernen mit Digitalen Medien (dLernen) im Verhältnis zu
Lernen ohne Digitale Medien, damit ist das
Mehr festgelegt.
Der zu vermehrende
Wert ist abhängig vom Wertesystem des Lernenden.
dLernen mit didaktische Mehrwert sind also Lernprozesse die man nicht
(oder nur viel umständlicher) ohne dLernen durchführen
kann und die im entsprechenden Wertesystem einen Mehrwert darstellen.
Vorbemerkung 3: Was verstehe ich unter Wertesystemen?
Zur Orientierung bzgl. Wertesystem verwende ich das Modell der Werte-Meme aus Spiral Dynamics.
Die folgenden Beispiele für dLernen erbringen in erster Linie einen Mehrwert
bei Lernenden mit GELBEN- und TÜRKIS-Werte-Mem (wMem).
Das GELBE- und TÜRKIS-wMem sind (meiner Meinung nach) die anzustrebenden wMeme
auf Hochschulniveau.
Aus Spiral Dynamics S. 332:
Bildung im GELBEN-wMem ...
- Abstimmung auf die eigenen Interessen
- Ganztages Pakete
- Keine rigiden Strukturen
Bildung im TÜRKIS-wMem
- Verbindung von Gefühlen und Technologie
- Vergangenheit zum Leben erwecken
- Maximierung des Gehirns
Kurzer Überblick über die wMeme unter
http://www.elalba.de/visionen/wilber/sdimindmaps/04.html
Quelle: "Spiral Dynamics; Mastering Values, Leadership, and Change"
von Don Edward Beck und Christopher C. Cowan; 1996 Blackwell Publishing b01332
Vorbemerkung 4: Welches sind die entsprechenden Werkzeuge und Methoden?
Zur Zeit (Februar 2004) existieren nur wenige geeignete eLearning Werkzeuge auf dem Markt, die die Begleitung von gestalterischen Prozessen unterstützen. Entsprechende Tools existieren meist nur für das Arbeiten mit Texten (z.B. Wiki). Heutiges eLearning im Bereich der Gestaltung ist deshalb meist nur als Vorbereitung und Erkundung künftiger oder noch zu entwickelnder Möglichkeiten zu sehen. Erste Schritte sind bei der neusten Version
der "Adobe Creative Suite" und dem Tool
Version Cue zu sehen.
Vorbemerkung 5: Welches sind Eigenschaften der Digitalen Medien?
Die drei
Eigenschaften der Digitalen Medien sind
- die Digitalisierung der Daten und somit
- die Entkopplung vom Trägermedium dieser Daten
- die kompakte Speicherung dieser Daten
- die verlustfreie Kopierbarkeit dieser Daten
- die einfache Veränderbarkeit dieser Daten
- die Automatisierung von Datenverarbeitungs-Prozessen und somit
- die Wiederholbarkeit dieser Prozesse
- die Parallelisierbarkeit dieser Prozesse
- das Speichern dieser Prozesse als Daten
- die Vernetzung der Recheneinheiten und somit
- den schneller Zugriff auf eine riesige Vielfalt von Daten
- die sofortige Nutzung einer riesigen Vielfalt Verarbeitungsprozessen.
- der (fast) orts- und zeitunabhängig Zugriff und Nutzung von Daten und Prozessen
Beispiele von dLernen mit didaktischem Mehrwert (fünf Spielarten)
Ein didaktischer Mehrwert bei der Begleitung von gestalterischen Prozessen tritt ein,
wenn eine oder mehrere der obigen Eigenschaften genutzt werden.
Ein didaktischer Mehrwert entsteht nur dann, wenn entsprechende Methoden und Werkzeuge vorhanden sind.
a) dLernen ist "Digitales DJ-ing"
Ein Mehrwert der durch die digitale Repräsentation erwächst, ist die Möglichkeit Ressourcen (und Fragmente davon) beliebig oft kopieren und rekombinieren zu können. Dies ermöglicht die Erstellung von vielen verschiedenen Entwürfen. Durch die Aufbewahrung der einzelnen Zwischenschritten ist der Entwurfsprozess reversibel, somit können die einzelnen Schritte jederzeit nachvollzogen werden.
Die gestalterische Kompetenz der Zukunft liegt in der Neukombination vieler bereits vorhandenen Einzelteilen zu einem kontextabhängigen neuen lebendigen Ganzen. (Copy, Paste, Undo, Redo, Remix, Versioning, Reengineering)
Beispiele siehe:
b) dLernen ist "Erweiterte und kreuzmodale Wahrnehmung durch Decodierfilter"
Ein Mehrwert der durch die digitale Repräsentation der verschiedenen Medien (Bild, Ton, etc.) erwächst,
ist die Echtzeitdekodierung von
sinnesfremde (z.B. Infrarot, 4D, Röntgensicht),
sinnesübergreifende (synästhetische) und
un(ter)bewusste Signalen zu wahrnembaren Signale. Entsprechende Messgeräte (z.B.
BioFeedbackSensoren) und Decodierfilter können die Schulung des erweiterten und kreuzmodalen Wahrnehmungsvermögens unterstützen.
Weitere Ressourcen:
DiskussionErweiterteWahrnehmungDurchDecodierfilter
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c) dLernen ist "Fraktale Wissenskonstruktion"
Ein Mehrwert von dLernen ist, dass das dargestellte Wissen komplex und assoziativ Verknüpft ist und die Lernenden in ebensolcher eigener Wissenskonstruktion fördern.
Ressourcen siehe:
DiskussionFraktaleWissensKonstruktion
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d) dLernen ist "Kollaboration in der nullten Dimension"
Ein Mehrwert von eLearning ist die einfachere orts- und zeitunabhängige Kollaboration über Fächer-, Sprach-, Länder-, Zeit-, Kultur- und Sinnesgrenzen hinweg. eLearning ermöglicht damit z.B. eine Erprobung anderer Denkweisen und verschiedener ästhetischer Blickwinkel.
Beispiele siehe:
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e) dLernen ist "Fliegen im Schwarm"
Ein Mehrwert von eLearning ist die Möglichkeit der unmittelbaren Kollaboration in Gruppen mit wesentlich mehr als 100 Personen
durch sofort wahrnehmbare Rückkopplung, z.B. kann der gestalterische Prozess durch demokratische (evt. anonyme) Entscheidungsverfahren geleitet werden.
Oder gemeinsame Datenpools ermöglichen jederzeit den Zugriff auf alle Entwürfe der Anderen. Ideen, Design-Richtungen können so Just-in-Time in die eigenen Entwürfe einfliessen. Der eigene Lernprozess ist so eingebettet in die Team Intelligenz.
Ressourcen zum Thema:
DiskussionLernenImSchwarm
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Didaktische Nachteile von dLernen
Gegen dLernen spricht, dass die Anzahl und das Spektrum der angesprochenen Sinnesmodalitäten (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, etc.) bei der digitalen Kommunikation oft beschränkt sind.
Dabei ist die Regel zu beachten, dass je schmaler die Kommunikationsbreite ist, desto grösser ist die Eigenkonstruktionsleistung des Rezipienten.
Die obigen Beispiele von dLernen sollte nur eingesetzt werden, wenn
- durch eine digitale Repräsentation nicht wesentliche Informationen verloren gehen.
- das Basiswissen bei den Lernenden bereits verankert ist.
- ein äusserer Lernfaden angeboten oder eine innere (subjektive) Eigenzentrierung vorhanden ist und keine Gefahr der Orientierungslosigkeit besteht.
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Analog Digital Shift
(Tipp für Gestalter(innen): Keine Angst vor digitalen
DenkZeuge(n))
Folgende zwei Verschiebungen werden stattfinden.
- Eine Verschiebung von analogen zu digitale DenkZeug(en), da digitale Daten unabhängig von einem bestimmten physischen Medium verarbeitet und digitale DenkZeuge multifunktional verwendet werden können.
- Eine Verschiebung von "digitalen" (links-hemisphärischen) zu "analogen" (rechts-hemisphärischen) Denkprozessen, da "digitale" Denkprozesse vermehrt automatisiert werden.
Ich bin überzeugt, dass diese zwei Verschiebungen in den nächsten 20 Jahren zur Erhöhung
des Bedarfs an intuitiv Denkenden Gestalter(innen) (die den Umgang mit digitalen
DenkZeug(en) beherrschen) führt.
Leider denken Gestalter(innen) oft, die Bejahung von digitalen
DenkZeug(en) bedeutet
die Ablehnung des "analogen" Denkens. Dieser Schluss ist falsch. Richtig ist, die Verbreitung
von digitalen Werkzeugen führt zum Rückgang an benötigter "digitaler" Denkleistung und zu einer
höheren Wertschätzung des "analogen" Denkens.
Die allgegenwärtige Abwertung des "analogen" Denkens seit der Aufklärung und das Aufkommen der Wissenschaft
sitzt den Gestalter(innen) noch tief in den Knochen ... es ist Zeit zum aufatmen.
DiskussionAnalogDigitalShift
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Siehe auch: